Heike Eberle

Wo ist mein Werkzeug?

Susanne Fischer

Geschäftsführerin der G+F Verlags- und Beratungs- GmbH

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Interview mit Heike Eberle, Geschäftsführerin der Otto Eberle GmbH & Co. KG in Landau

Heike Eberle, Geschäftsführerin der Otto Eberle GmbH &Co. KG in Landau, führt ihr Bauunternehmen bereits in dritter Generation. In einem Betrieb mit 17 Mitarbeitern ist das Thema Werkzeugmanagement ein wichtiger Kostenfaktor. Denn wenn Werkzeuge fehlen oder nicht intakt sind, wenn man sie braucht, geht das mit der Zeit ins Geld – und an die Nerven. An der Anschaffung einer intelligenten Werkzeugmanagement-Lösung führte für die Bauunternehmerin deshalb kein Weg mehr vorbei. „Der Effizienzgewinn ist hoch“, sagt sie, gleichzeitig wünscht sie sich mehr Kompatibilität mit der betriebseigenen Software. 

Frau Eberle, die Nutzung oder Pflege von Arbeitsmitteln wie Werkzeugen und Geräten kann ein echter Zeit- und Geldfresser sein. Besonders dann, wenn benötigte Geräte nicht an Ort und Stelle sind, wenn sie dringend gebraucht werden. Sie haben dieses Problem mit einem digitalen Werkzeugmanagement gelöst.Heike Eberle: Ja, das Thema Werkzeuge war schon lange mein „Sorgenkind“. Oft kam es vor, dass Mitarbeiter Geräte untereinander austauschten, und keiner wusste, wo welches Werkzeug gerade ist. War es nicht auffindbar, standen meine Leute ratlos auf der Baustelle herum. Auch nicht gemeldete defekte Geräte waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. Der Leidensdruck war wirklich sehr groß, und mir war klar, da musste eine gute Lösung her.

Wie sind Sie bei der Suche nach einer geeigneten Software vorgegangen? Eberle: Eigentlich war das Ganze bei uns eine Sache von 14 Tagen. In der Selektions- und Suchphase habe ich über die Internetrecherche hinaus verschiedene Informationsquellen angezapft und mir Tipps eingeholt. Da ich mit dem Institut für Betriebsführung (itb) in Karlsruhe in regem Austausch stehe, kamen erste Anregungen auch von dort. Außerdem lese ich viele Fachmagazine. In diesem Fall habe ich mit Unternehmen, die in Fachartikeln zu diesem Thema als Best-Practice-Beispiele genannt wurden, direkt Kontakt aufgenommen. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, sich von Anwender zu Anwender auszutauschen.

Für welche Lösung haben Sie sich entschieden?Eberle: Ich habe mich damals für die Anwendung TrackMyTools von Bosch entschieden, eine App, die gerade unter dem Namen „360 Pro“ überarbeitet wird. Wir konnten damit das Thema Werkzeugmanagement um circa 80 Prozent optimieren und uns von umständlichen Excel-Listen endgültig verabschieden. Wir arbeiten jetzt wesentlich effizienter und haben immer einen guten Überblick über unsere Werkzeuge. Innerhalb eines einzigen Tages hatten wir alle Werkzeuge bzw. Geräte getaggt, also mit der Software verbunden.

Und die restlichen 20 Prozent?Eberle: Bei aller Begeisterung für digitale Themen, die ich hier bei uns im Unternehmen auch forciere, darf man nicht vergessen, dass der Mensch in der Digitalisierung immer ein Faktor ist, der Fehler machen kann und darf. Die beste App nützt nichts, wenn jemand vergisst, die Daten in das Handy einzugeben. 

Haben Sie die Anwendung in Ihre Betriebssoftware eingebunden?Eberle: Die App ist zwar recht gut entwickelt, eine Integration in unsere Branchensoftware war jedoch nicht möglich. Das ist ein großer Nachteil, wie ich finde. Insofern kann diese Lösung nur eine Zwischenlösung darstellen, der Prozess bleibt dynamisch. Zudem muss man bei der Auswahl der Software darauf achten, ob es eine spezielle Hersteller-Software ist oder ob sie von einem normalen Software-Anbieter kommt. Hersteller-Tools sind meistens auch herstellerabhängig. Zwar kann man damit auch Werkzeuge tracken, in manchen Fällen erfolgt die Eingabe dann allerdings manuell, was wiederum die Effizienz schmälert.

Bei der Einführung von neuen Tools ist es wichtig, die Mitarbeiter zu gewinnen. Schließlich sind sie es, die täglich mit der Software arbeiten müssen. Wie konnten Sie Ihre Mitarbeiter ins Boot holen?Eberle: Wie oft bei der Einführung von Neuheiten, sind nicht immer alle Mitarbeiter davon begeistert. Bei uns waren es 50 Prozent, die dafür waren und die App gerne nutzen, und 50 Prozent, die die App nicht nutzen. Das war auch o. k. Da darf man nicht mit der Brechstange kommen und sie missionieren wollen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass im Handwerk viele Menschen arbeiten, denen digitale Themen fremd sind. Das liegt vor allem an der Altersstruktur. Digitale Hilfsmittel nutzen eher junge Leute. Aber auch das darf man nicht verallgemeinern, wir machen ebenso die Erfahrung, dass auch ältere Leute sehr digitalaffin sein können. Und jüngere eher digital distanziert.

Welche Bereiche in Ihrem Unternehmen haben Sie sonst noch digitalisiert?Eberle: Für die interne Zusammenarbeit nutzen wir ein Kollaboration-Tool (trello). Damit sind wir mit wenig Abstimmungsaufwand untereinander auf dem gleichen Informationsstand. Auch in den sozialen Medien sind wir sehr aktiv. Das ist für uns der direkte Draht zum Kunden. Ein Podcast, den ich vor einem Jahr ins Leben gerufen haben, ist mein verbales Sprachrohr in die Welt. Das ist gerade in der jetzigen Zeit sehr angesagt, und ich stelle tatsächlich fest, dass die Podcast-Zugriffszahlen immer weiter steigen.

Wie wichtig ist ein gutes Netzwerk im Umfeld eines Handwerksunternehmens?Eberle: Ein gutes Netzwerk ist für mich lebensnotwendig. Ich halte den Austausch mit anderen Unternehmen, mit Kollegen, Kunden und Lieferanten für unabdingbar, um Impulse zu erhalten und um sich gegenseitig zu unterstützen.

Wie wichtig ist für Sie das Thema Digitalisierung im Handwerk?Eberle: Ich finde, man sollte alles standardisieren, was standardisierbar ist. Geschäftsabläufe, die skalierbar sind, sollten auf jeden Fall digitalisiert werden. Das ist im Handwerk, jedes Werk wird mit der Hand individuell hergestellt, eine Riesenherausforderung. Doch da die Welt immer komplexer wird, müssen wir alle schauen, dass wir mit der Zeit gehen und so effizient wie möglich arbeiten. 

Foto: © Heike Eberle